Mit Rauch die belastende Energie vertreiben


Räucherzeremonien sind eine uralte Tradition der Menschheit, die auch heute noch abgehalten werden. Die integrative Therapeutin Yvonne Waldraff führt bei Dominique Bachmann in Eglisau eine energetische Hausräucherung durch und hilft ihr so bei einer schwierigen Entscheidung.

Text: Katja Büchi
Bilder: Sibylle Meier
Realisation: Michael Caplazi


Die Abendsonne scheint durch die Fenster eines malerischen, alten Hauses in Eglisau und bricht in den Rauchschwaden, die in der Luft liegen. Es riecht nach verbrannten Kräutern. Yvonne Waldraff geht mit einer grossen Muschel, in der verschiedene getrocknete Pflanzen und ein Kohlestück knistern, von Raum zu Raum und verteilt den Rauch mit einer Adlerfeder. Sie ist ruhig und konzentriert, nur ab und zu stösst sie schamanische Laute aus. Ihre Bewegungen sind meist sanft, manchmal gestikuliert sie aber auch energisch und kraftvoll umher.

Sie ist gerade dabei, die Arbeitsräume von Dominique Bachmann und deren Ehemann André Bachmann – sie ist als Hypnosetherapeutin tätig, er führt ein
Immobilienunternehmen – zu räuchern. «Früher waren energetische Hausräucherungen gang und gäbe, zum Beispiel bei einem Umzug. So können die Räume von der Energie der vorhergehenden Besitzer gereinigt werden», erklärt Yvonne Waldraff.

Ein Zeichen des Körpers

Wie vor jeder Zeremonie hat die integrative Therapeutin auch mit Dominique Bachmann abgeklärt, was das Ziel der Räucherung ist. «Mein Mann und ich stehen gerade vor der Entscheidung, ob wir weiterhin in dieser Liegenschaft arbeiten oder an einen neuen Ort ziehen wollen. Die energetische Räucherung soll nun Klarheit schaffen» erzählt sie. Seit einigen Wochen kann sich das Ehepaar nicht zu einer Entscheidung durchringen. Dominque Bachmann erklärt sich ihre Unsicherheit mit dem Resonanzgesetz und meint damit die Überzeugung, dass der Mensch das anzieht, was er auch ausstrahlt. Denn alles, was jemand macht und ist, manifestiert sich in Schwingungen und hinterlässt Energie – so die Vorstellung. Yvonne Waldraff, die sich schon seit fast 20 Jahren der Energiearbeit sowie schamanischer Heilung widmet, teilt diese Sichtweise. Auch sonst verstehen sich die beiden auf Anhieb gut, sie sind auf einer Wellenlänge.

Während die Frage nach einem Umzug für Yvonne Waldraff schnell beantwortet ist, ist es ist ihr ein Anliegen, dass Dominique Bachmann die Entscheidung selber trifft – was diese nach der nach der Räucherung auch kann. Sie möchte bleiben. Die Frauen bekommen beide eine Gänsehaut. Dieses Zeichen ihrer Körper deuten sie als Bestätigung dafür, dass sie nun auf dem richtigen Weg sind.


Yvonne Waldraff (links) führt bei Dominique Bachmann eine Räucherung durch.



Yvonne Waldraff, integrative Therapeutin

Eine Vielzahl an Wirkungen

Dem zugrunde liegt die Vorstellung, dass die verbrannten Kräuter aufunterschiedlichen Ebenen ihre Wirkung entfalten. Einerseits auf der körperlichen, materiellen Ebene, indem der Rauch durch den Geruchssinn wahrgenommen wird, andererseits aber auch auf einer spirituellen, energetischen Ebene, die nicht direkt greifbar ist. Der Effekt ist stark davon abhängig, welche Pflanze verwendet wird. Zu den gängigen Räucherpflanzen gehören Lavendel, Engelwurz, Rosmarin, Salbei, Wacholder, Beifuss, Feigenbaum, Minze, Holunder, Thymian, Eisenkraut, Rose, Schafgarbe, Fichten- Kiefern- und Lärchenharz, Wiehrauch, Mhyrre, Styrax, sowie weisser Copal. Die Wirkungen reichen von reinigend und klärend bis zu friedlich stimmend und energetisierend.

Zur Unterstützung gibt die Person, die die Zeremonie durchführt, eine bestimmte Absicht oder Botschaft in den Rauch – etwa der Wunsch nach emotionaler Klärung oder aber auch die Segnung eines Raums.

Yvonne Waldraff räuchert die Arbeitsräume von Dominique und André Bachmann

Leid verursacht energetische Störung

Yvonne Waldraff betreibt die Energiearbeit intuitiv und lässt sich von ihrem inneren Gefühl leiten. Auch sonst bezeichnet sie sich als sehr feinfühlig und erzählt, sie spüre beispielsweise die Anwesenheit von verstorbenen Seelen in einem Raum. Sie sei in der Lage mit diesen in Kontakt zu treten, zu befreien und wieder ins Licht, zurück zu ihrem Ursprung, zu schicken. Das gehöre auch zu ihrem Job und um genau dies zu tun, werde sie manchmal auch engagiert.

Das steht in der Eglisauer Räumlichkeit aber nicht auf dem Plan. Stattdessen möchte Dominique Bachmann den Ort von der belastenden Energie befreien, die ihre Klientinnen und Klienten – sie abreitet häufig mit traumatisierten Kindern – in der Therapie hinterlassen haben. «Sie haben oft Schlimmes erlebt und erzählen mir hier ihr Leid. Das hinterlässt einen störenden energetischen Fussabdruck.» Rund um die Liege im Behandlungszimmer scheint die Energie besonders intensiv und belastend zu sein. Deswegen erhält diese Stelle in der Räucherungszeremonie besondere Aufmerksamkeit.

Der Ort ist harmonisiert

Das Räucherungsritual wird in drei Durchgängen vollzogen. Beim ersten entfernt Yvonne Waldraff die störenden Energien mit dem Rauch von weissem Salbei, Beifuss und Rosmarin. Im zweiten Durchgang lädt sie das Haus energetisch neu auf. Dafür verwendet sie herzöffnende und besänftigende Kräuter wie Lavendel, Styrax, Fichtenharz, weissen Copal und Rose. Zum Schluss geht sie mit einer Trommel nochmals durch alle Räume. Durch das Trommeln findet sie heraus, wo die Energie auch nach der Räucherung noch blockiert ist. «Ist der Klang dumpf, besteht noch eine Blockade», erklärt sie. Dies sei in diesen Räumen nicht der Fall gewesen, der Ort sei harmonisiert.

Nachdem die Asche der Kräuter abgekühlt ist, übergibt Yvonne Waldraff sie an die Hausbewohnerin und erklärt: «Das kannst du nun im Garten oder im Wald vergraben und so wieder der Erde zurückgeben.» Dominique Bachmann ist zufrieden: «Ich fühle mich jetzt sehr gut, besonders das kraftvolle Trommeln hat mich sehr berührt.» Die zwei Frauen verabschieden herzlich und pflichten einander bei: «Wir müssen uns unbedingt wieder sehen.»

(Mehr Infos zu Yvonne Waldraff und ihrer Arbeit unter www.wohnoasen.ch.)

Reinigung, Segnung und Kontaktaufnahme

Räucherzeremonien sind in ganz unterschiedlichen Kulturen seit Jahrhunderten ein verbreiteter Brauch: Amerikanische Ureinwohner treten durch das Verbrennen von bestimmten Pflanzen mit Mutter Erde und mit Geistern in Kontakt; im Hinduismus dienen Räucherungen als Opfergaben an die Götter; in der katholischen Kirche oder auch im arabischen Kulturraum gehört Weihrauch oft zu den religiösen Zeremonien. Doch unabhängig davon, wo und wie genau eine Räucherung abgehalten wird, das Ziel von Reinigung, Segnung oder auch die Kontaktaufnahme mit etwas nicht unmittelbar Greifbarem – seien es Seelen, Götter oder andere unsichtbare Kräfte – scheint all diesen Prozeduren gemeinsam zu sein.

Genau darum geht es auch bei der energetischen Hausräucherung: Belastende Schwingungen und energetische Blockaden sollen entfernt werden. Aus Sicht der Energiearbeit gibt es verschiedene Situationen, in denen eine Hausräucherung hilfreich sein kann: Zum Beispiel kann eine Wohnung vor dem Einzug von der Energie der vorhergehenden Bewohnerinnen und Bewohnern befreit werden. Das Räuchern kann auch Abhilfe leisten, wenn man sich an einem Ort aus unerklärlichen Gründen nicht wohlfühlt – oder bei Phasen der Veränderung wie nach einer Trennung helfen, negative Energie zu entfernen und die Harmonie wiederherzustellen.

Der Klang der Trommel zeigt, ob die Energie im Raum harmonisiert ist.

Der Klang der Trommel zeigt, ob die Energie im Raum harmonisiert ist.

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