Sie feiern das Erwachsenwerden in der Kirche

Sieben Jugendliche aus der Gemeinde erzählen, was sie dazu motiviert hat, sich konfirmieren zu lassen. Die Gründe sich dem christlichen Übergangsritual zu unterziehen, reichen vom starken Glauben an Gott bis zum Traditionsbewusstsein.

Text: Katja Büchi
Bilder: Sibylle Meier
Realisation: Marco Huwyler

Mit der Erkennungsmarke trägt Flavio Brunero seinen verstorbenen Grossvater bei sich.

Mit der Erkennungsmarke trägt Flavio Brunero seinen verstorbenen Grossvater bei sich.

Unter vier Augen

Flavio Brunero

Ich glaube sehr an Gott und ich fühle mich wohl in der Kirche. Meinen Glauben hänge ich normalerweise nicht an die grosse Glocke und dränge ihn niemandem auf. Die Beziehung zu Gott ist für mich eine unter vier Augen.

Die Konfirmation bedeutet mir sehr viel, da sie ein wichtiger Schritt in Richtung Erwachsenwerden ist. Danach trage ich in der Kirche mehr Verantwortung. Auf den Gottesdienst mit dem Glaubensbekenntnis freue ich mich genauso, wie danach mit meiner Familie, auch den Verwandten aus Italien, den Tag zu verbringen. Wenn ich sie in Italien besuche, gehen wir auch gemeinsam in katholische Gottesdienste.

Das einzige, was mir am Konfirmationsunterricht nicht so gut gefallen hat ist, wenn wir «Ufzgi» hatten, wie zum Beispiel Psalmen auswendig lernen. Dafür war es umso schöner, wie wir als Gruppe immer stärker zusammengewachsen sind.

«Die Konfirmation bedeutet mir sehr viel, da sie für mich ein wichtiger Schritt in Richtung Erwachsenwerden ist»

Aline Laube hat schon eine Uhr und wünscht sich keine zur Konfirmation.

Aline Laube hat schon eine Uhr und wünscht sich keine zur Konfirmation.

Mit Alpakas spazieren

Aline Laube

Mit dem Christentum kann ich mich identifizieren, deswegen habe ich mich dazu entschlossen, mich konfirmieren zu lassen.

Die Konfirmation wird jedoch an mir und an meinem Glauben nicht viel ändern. Ich habe vorher geglaubt und ich werde es auch danach tun. Doch ich freue mich sehr darauf, so viele Leute, die ich mag, an diesem Tag zusammen zu sehen.

Dass wir im «Konf-Unti» auch darüber gesprochen haben, wie die Kirche zu Homosexualität steht, hat mir gefallen. Auch die Gespräche über Toleranz gegenüber anderen Religionen fand ich spannend. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir allerdings etwas, das nichts mit der Kirche zu tun hat: Im Lager waren wir mit Alpakas spazieren, das war ein sehr spezielles Erlebnis.

Da ich die Kirchgemeinde sehr schätze, kann ich mir gut vorstellen, mich in Zukunft weiterhin dort zu engagieren.

«Mir hat es gefallen, dass wir im «Konf-Unti» auch darüber gesprochen haben, wie die Kirche zu Homosexualität steht»

Andrea Koller trägt die Kette von ihrer Grossmutter auch an der «Konf».

Andrea Koller trägt die Kette von ihrer Grossmutter auch an der «Konf».

Ein schöner Abschied

Andrea Koller

Es gibt gar keinen richtigen Grund, warum ich mich konfirmieren lassen wollte. Ich war einfach schon immer in der Kirche dabei und habe den Unterricht in der Primarschule sowie die Kirchenlager besucht.

Obwohl in meiner Familie alle konfirmiert wurden, haben mich meine Eltern nicht unter Druck gesetzt. Die Konfirmation stellt einen schönen Abschied von der Gruppe dar. Die meisten kenne ich seit der Primarschule und wir verstehen uns alle gut, der Zusammenhalt ist stark. Irgendwie sehe ich den Anlass auch als Abschied von der Schule, da diese ebenfalls bald zu Ende ist.

Als sehr gläubig würde ich mich nicht bezeichnen, doch ich bin mit der Kirche aufgewachsen und ich finde sie einen schönen Ort. Eindrücklich war, als wir im «Konf-Lager» eine Asylunterkunft besucht und dort mit den Kindern gespielt haben. Danach habe ich mich auch persönlich mit dem Thema Flucht befasst.

«Irgendwie sehe ich den Anlass auch als Abschied von der Schule, da diese ebenfalls bald zu Ende ist.»

Die Kette gefällt Anna Mathis gut. Sie hofft sie passt zum Kleid.

Die Kette gefällt Anna Mathis gut. Sie hofft sie passt zum Kleid.

Eine Macht, keine Person

Anna Mathis

Für mich steht der Traditionsgedanke der Konfirmation im Vordergrund. Es ist ein wichtiges Fest mit der ganzen Familie, auf das ich mich sehr freue.

In der Bibel steht, man soll sich kein Bildnis von Gott machen, deswegen ist Gott für mich nicht eine Person – das ist mir zu unrealistisch – sondern vielmehr eine Macht. Nach der Konfirmation gehöre ich vollständig zur Kirche und kann selbst entscheiden, was ich mache. Das bedeutet für mich, erwachsen zu sein.

Da mir vor allem der soziale Aspekt zusagt, werde ich in Zukunft wahrscheinlich weniger die Gottesdienste besuchen, und mich stattdessen anderweitig engagieren, etwa als Leiterin im Kirchenlager. Ich finde es toll, dass wir im Konfirmationsunterricht nicht nur über die Religion, sondern auch über Themen wie Liebe und Tod gesprochen haben. Die tiefgründigen Gespräche waren eine schöne Erfahrung.

«Die tiefgründigen Gespräche im Konfirmationsunterricht waren eine schöne Erfahrung.»

Die Anhänger hat Antonia Weber von Grossmutter und Grosstante bekommen.

Die Anhänger hat Antonia Weber von Grossmutter und Grosstante bekommen.

Bewusst «Ja» sagen

Antonia Weber

Ich lasse mich konfirmieren, weil ich dann in der Kirche als erwachsen gelte und meine Taufe bestätige. Darüber konnte ich damals ja nicht selbst bestimmen, jetzt sage ich bewusst «Ja» zum Glaubensbekenntnis. Ausserdem ist es eine schöne Feier mit der Familie und mit Freunden.

Ein neues Kleid für den besonderen Tag habe ich auch schon. Abgesehen davon habe ich mir alles geliehen: Tasche, Schal und Schuhe sind von meiner Mutter und Grossmutter.

Ich bezeichne mich nicht als streng gläubig aber ich glaube daran, dass Gott uns hilft, so gut er kann. Und die zehn Gebote finde ich sehr sinnvoll, doch leider werden sie überall auf der Welt täglich gebrochen – dabei sind die doch ziemlich gut. Die Konfirmation wird nicht viel an meiner Beziehung zur Kirche ändern. Ich werde weiterhin an den Feiertagen hingehen, und sonst wohl eher weniger.

«Die zehn Gebote finde ich sehr sinnvoll, doch leider werden sie überall auf der Welt täglich gebrochen»

Diese Kravatte trägt Lars Meier an der Konfirmation.

Diese Kravatte trägt Lars Meier an der Konfirmation.

In Schale werfen

Lars Meier

Ich bin erst vor zwei Jahren nach Regensdorf gezogen. Deswegen war der «Konf-Unti» für mich eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen.

In der Gruppe wurde ich gut aufgenommen und ich habe nun die Ausbildung gemacht, um in den Kirchenlagern als Leiter dabei zu sein. Durch die Konfirmation mache ich einen Schritt in Richtung Erwachsenwerden und bekomme eine Segnung für meinen weiteren Lebensweg. Dass wir den Gottesdienst selbst gestalten können, finde ich super. Wir bereiten ein Video vor, in dem wir passend zum Motto eine Umfrage über Träume und Mut gemacht haben.

Verschiedene Personen erzählen von ihren Träumen, ob sie diese verwirklicht haben und ob sie dazu Mut brauchten. Ich bezeichne mich nicht als streng gläubig aber ich glaube daran, dass jemand da ist, der auf uns schaut. Da ich mich gerne elegant anziehe, freue ich mich darauf, an der Konfirmation einen Anzug zu tragen.

«Der «Konf-Unti» für mich eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen.»

Sheila Telli lässt sich in hohen Schuhen konfirmieren.

Sheila Telli lässt sich in hohen Schuhen konfirmieren.

Bald erwachsen

Sheila Telli

Durch die Konfirmation werde ich in den Augen der Kirche erwachsen. Und es dauert ja gar nicht mehr so lange, bis ich wirklich erwachsen bin.

Mich konfirmieren zu lassen, war meine eigene Entscheidung. Meine Mutter meinte es würde sowieso nichts bringen, mich dazu zu zwingen. Ich freue mich darauf, dass meine Familie zusammenkommt, und wir nach dem offiziellen Teil in der Kirche Zeit miteinander verbringen und reden können. Ich bin nicht sehr gläubig, aber manchmal bin ich trotzdem froh, den Glauben als Unterstützung zu haben.

Ich bin überzeugt, dass wenn es mir schlecht geht, Gott mich hört. Obwohl ich anfangs etwas skeptisch war und nicht immer Lust hatte, in den Konfirmationsunterricht zu gehen, war es doch eine tolle Zeit. Ausserdem finde ich gut, haben wir über das Thema Homosexualität gesprochen. Der Unterschied zwischen der Homosexualität in der Bibel und in der Realität ist gross.

Mich konfirmieren zu lassen, war meine eigene Entscheidung. Meine Mutter meinte es würde sowieso nichts bringen, mich dazu zu zwingen.

«Ich bin überzeugt, dass Gott mich hört, wenn es mir schlecht geht.»

© Tamedia