Die zwei liebsten Bilder der ZU-Fotografen

Die Fotografen des «Zürcher Unterländers» haben aus den geschossenen Fotos aus dem Jahr 2019 ihre zwei liebsten herausgesucht. Hier sind sie:

Texte, Bilder: Die ZU-Fotografen
Realisation: Michael Caplazi

Bild: Paco Carrascosa

Bild: Paco Carrascosa

Paco Carrascosa

Real oder inszeniert? – Das ist die grosse Frage der Fotografie.

Als ich am Helikopterspotterplatz am Flughafen Kloten die Flugzeuge der ankommenden WEF-Teilnehmer fotografierte, tauchte eine schwarze, grosse Limousine auf. Ebenfalls schwarz Gekleidete mit Headsets und Sonnenbrille stiegen aus, gefolgt – zu meiner Überraschung – vom Ex-Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko. Die Bodyguards postierten sich so, wie man es aus amerikanischen Agententhrillern kennt. Etwas abseits der Gruppe stand ein Bodyguard mit einem grossen Regenschirm, obwohl die Sonne schien. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die ganze Show nur für uns Zuschauer inszeniert wurde – eine inszenierte Realität.

Im zweiten Bild geht es um eine gross angelegte Rettungsübung mit dem Spital Bülach und weiteren Einsatzkräften. Ein Minibus ist in eine Gruppe Personen hineingefahren und hat fast alle verletzt. Die Figuranten liegen überall verstreut auf der Fahrbahn, einer mimt sogar einen Toten. Gerade um dieses Bild gab es eine grosse Diskussion in der Redaktion. Darf man dem Leser auf dem Frühstückstisch so ein Bild zeigen, wo doch wohl die meisten Leser schon solche Crashbilder in Videogames, Actionfilmen oder in den sozialen Medien gesehen haben? In diesem Bild passiert das Umgekehrte wie im ersten Bild: Es ist eine realistische Inszenierung.

Ich glaube, dass die Menschen nur das sehen, was sie sehen wollen.

Bild: Paco Carrascosa

Bild: Paco Carrascosa

Bild: Sibylle Meier

Bild: Sibylle Meier

Sibylle Meier

Im Zufall liegt das Glück – auch für die Pressefotografie. Zufällig schien die Abendsonne genau im richtigen Augenblick und im perfekten Winkel in das Einfamilienhaus in Eglisau, als dieses Haus ausgeräuchert wurde. Mit keinem künstlichen Licht hätte ich die Situation besser ausleuchten können, als es das Gegenlicht der Sonne tat. Der Rauch wurde sichtbar und die Mystik betont, definitiv ein Glücksfall.

Auch der Moment, als der Hund SamSie den Kopf genau gleich wie sein Frauchen Vandee Suwannatat Meier neigt, ein glücklicher Zufall, bei dem es nur noch galt, den Auslöser zu drücken. Genau diese Zufälle ermöglichen Bilder, die mir Freude machen, die ich gerne nochmals anschaue, die ich zum Bild des Jahres 2019 erküre und die mir Lust bereiten, nach neuen Bildern zu suchen und im besten Fall zufällig auf den Zufall zu stossen.

Bild: Sibylle Meier

Bild: Sibylle Meier

Bild: Johanna Bossart

Bild: Johanna Bossart

Johanna Bossart

Es sind die Begegnungen wie jene mit der Kodak-Sammlerin Vreni Lebert, die meinen Alltag als Fotografin bereichern. Wir teilen gleich zwei Leidenschaften: das Sammeln und die analoge Fotografie. Für dieses Porträt hat sie extra nochmals einen Teil ihrer Sammlung zurückgeholt, die sie vor einigen Jahren an einen Kollegen verschenkt hat. Die Vitrine im Hintergrund haben wir extra ins Bild gerückt. Auch in dieser Hinsicht waren die Fotografin im Ruhestand und ich uns einig: Für ein gutes Bild ist uns kein Aufwand zu gross.

Als ich für die ZU-Sommerserie «Mensch und Tier» das Alters- und Pflegeheim Bülach besuchte, waren die Katzen, die ich fotografieren sollte, abwesend. Die tierischen Mitbewohnerinnen ruhten sich wahrscheinlich an einem kühlen Plätzchen aus. Erst nach mehreren Versuchen ist dieses Bild entstanden: ein intimer und flüchtiger Moment, der vieles über die Beziehung zwischen Katze und Bewohnerin sagt. Obwohl die Katze an diesem Morgen nicht auf dem Bett verweilen mochte, wird mir dieses Erlebnis noch lange in Erinnerung bleiben.

Bild: Johanna Bossart

Bild: Johanna Bossart

Bild: Balz Murer

Bild: Balz Murer

Balz Murer

Sportaufträge bilden einen festen Bestandteil unseres redaktionellen Fotografenalltags für den «Zürcher Unterländer». Obwohl ich persönlich eher wenig Bezug zum Unihockey habe, gefällt mir das Bild einer Unterländer Hockeyanerin besonders wegen der Dynamik, der Bewegungsunschärfe und der verschwommenen,
fast pastellartig wirkenden Farben; die Spielerin scheint federleicht und fast schwerelos zu tanzen.

Jedes Jahr steigt in Nussbaumen das Spycherfest mit Musik, Speis und Trank sowie vielen Attraktionen für Jung und Alt. Dieses Jahr durften die Besucher Zeugen eines klassischen Schweizer Brauchtums werden: Fahnenschwingen. Die Komposition, die farblichen und geometrischen Gestaltungselemente, wie die Raumaufteilung,
gefallen mir an diesem Bild besonders gut.

Bild: Balz Murer

Bild: Balz Murer

© Tamedia