Rund um die Uhr hausgemachte Konfi und frische Eier aus dem Automaten

Familie Schuppisser betreibt als kleiner Familienbetrieb das Puurelädeli direkt an der Hauptstrasse in Niederglatt. Im Hofladen und im 24-Stunden-Automaten bieten die vier Produkte wie Eier, Kartoffeln, Fleisch, Backwaren, Konfitüren und Sirup an. Für letztere beiden Köstlichkeiten kochen sie Früchte, Kräuter und manchmal Gemüse mit Zucker ein und füllen sie von Hand ab.

Text: Martina Cantinie
Bilder: Balz Murer
Realisation: Michael Caplazi

Die 500 Freilandhühner legen jeden Tag rund 470 Eier. Mit dem Einsammeln und Verpacken der Eier sowie dem Füttern der Kühe beginnt der Arbeitstag der Bauernfamilie.

Die 500 Freilandhühner legen jeden Tag rund 470 Eier. Mit dem Einsammeln und Verpacken der Eier sowie dem Füttern der Kühe beginnt der Arbeitstag der Bauernfamilie.

Mehrmals pro Tag kontrolliert Familie Schuppisser den Automaten direkt an der Hauptstrasse in Niederglatt. Es kann schon mal vorkommen, dass die Fächer am morgen früh so gut wie leer sind, obwohl sie am Vorabend noch reich bestückt worden sind. «Manch einer holt sich wohl nach dem Ausgang oder der Nachtschicht ein paar frische Eier oder eine Konfi fürs Zmorge – selbst mitten in der Nacht», sagt Albert Schuppisser. Das Geschäft mit dem Hofladen-Automaten läuft gut. Je nach Angebot finden die Kunden Kartoffeln, Äpfel, Würste, Konfi, Sirup oder Joghurt in den Fächern. Immer Teil des Angebots sind frische Eier.

Die 500 Freilandhühner der Familie empfangen die Besucher mit lautem Gegacker. Hier rund um den Hühner- sowie im Kuhstall beginnt jeweils der Arbeitstag der Bauernfamilie. Albert und Gaby führen den Betrieb gemeinsam mit Sohn Nico in einer Generationengemeinschaft. Tochter Corina arbeitet als Primarlehrerin und zusätzlich zu 40 Prozent auf dem elterlichen Hof. Die Familie teilt die anstehende Arbeit unter sich auf. «Alle machen alles», sagt Nico Schuppisser dazu. Auch seine Freundin und seine beiden Grossmütter helfen regelmässig mit.

Der erste Rhabarber der Saison wird zu Konfi

Immer wenn es die Zeit zulässt, stellt die Familie hausgemachte Produkte her. Jeweils am Samstag sind das verschiedene Brote und süsse Backwaren und mindestens einmal pro Woche auch Konfitüren, etwas seltener Sirup. Den ersten Rhabarber dieser Saison hat Gaby Schuppisser extra für die Konfiproduktion beiseite gelegt. Nun schneidet sie die grünlich-rötlichen Stängel gemeinsam mit Tochter Corina in kleine Stücke: Rhabarber-Konfitüre mit einem Hauch Vanille steht an diesem Tag auf dem Programm.

Rund 1000 Gläser Konfitüre stellen die Schuppissers jährlich her. Ein verschwindend kleiner Teil der Gesamtarbeit, die auf dem Hof anfällt. Neben 22 Mutterkühen, 5 Schweinen, 9000 Masthühnern und den 500 Freilandhühnern setzt der Betrieb vor allem auf den Anbau von Kartoffeln und Gemüse. Aber auch die hausgemachten Konfis finden grossen Anklang bei der Kundschaft. Eben erst hat die Familie die Backstube und den Produktionsraum vergrössert. «Schon zu zweit sind wir uns vorher gegenseitig auf den Füssen gestanden», sagt Gaby Schuppisser. Dies vor allem jeweils am Samstag, wenn sie bis zu 150 Kilogramm Teig für die verschiedenen Backwaren herstellen. Seit dem Umbau kann die Familie auch ohne Probleme zu viert im selben Raum wirken.

Möglichst viel Frucht, möglichst wenig Zucker

Während sich die Frauen um die Rhabarbern kümmern, mischt Nico Schuppisser die Zutaten für den Sirup: Frische Pfefferminze aus dem eigenen Garten, getrocknete Lindenblüten, Zitrone, Zucker und Wasser. «Zur Saison verwenden wir natürlich die frischen Blüten unserer Linde», sagt Albert Schuppisser und deutet auf den grossen Baum im Hof. Wenn immer möglich greift die Familie auf eigene Produkte für ihre Konfitüren und den Sirup zurück – also zum Beispiel Quitten, Kürbis, Holunderblüten, Süssmost für den Apfelgelee oder Karotten für die spezielle Winterkonfitüre. Andere Früchte beziehen sie von Bauern aus der Region – so zum Beispiel die Erd- und Himbeeren.

Mittlerweile hat Corina Schuppisser den Rhabarber und das Mark einer Vanilleschote eingekocht und püriert. Gemeinsam mit Gelierzucker lässt sie die süsse Mischung einige Minuten köcheln. «Die Gelierprobe zeigt mir, ob die Masse genug angedickt ist», sagt sie und lässt eine kleine Menge auf einen Konfitürendeckel tropfen. «Perfekt», sagt sie und übergibt den heissen Brei an Vater Albert. Nun muss es schnell gehen: Das Abfüllen und Verschliessen der Gläser erfolgt innert weniger Minuten. Die genauen Rezepturen der Konfitüren sind durch viel Pröbeln entstanden. «Es ist eine Gratwanderung», sagt Gaby Schuppisser. «Die Produkte sollen möglichst fruchtig sein und nur so viel Zucker enthalten wie nötig.»

Hofladen mit Einblick in die Küche?

Auch der Sirup ist unterdessen aufgekocht. Während zweier Tagen muss die Flüssigkeit nun ziehen, um den Geschmack der Kräuter aufzunehmen. Bereits zum Abfüllen parat ist derweil der Holunderblütensirup, der am Vortag hergestellt wurde. Noch einmal aufgekocht füllt Nico Schuppisser die heisse Flüssigkeit in die Halbliterflaschen. Damit diese unter der enormen Hitze nicht zerbersten, stehen sie in einer kleinen Wanne mit warmem Wasser. Nun fehlen nur noch die Etiketten­ – sobald die Produkte erkaltet sind, können sie mit dem Logo des Puurelädelis versehen werden.

Während die eben hergestellten Produkte abkühlen, bestückt Corina Schuppisser den Automaten mit den am Morgen früh eingesammelten und in Schachteln verpackten Eiern. Der Direktverkauf hat bei den Niederglattern Tradition. Schon vor 40 Jahren ging Albert Schuppissers Mutter mit den Produkten vom Hof auf den Markt. Seit vielen Jahren setzt die Familie nun auf ihren Hofladen und den 24-Stunden-Automaten. Und bereits schwebt der Familie ein neues Projekt vor: Durch eine Verschiebung des Hofladens hätten die Kunden Einblick in den neuen Produktionsraum und könnten zuschauen, wie die hausgemachten Produkte hergestellt werden. 

Rhabarberkonfitüre mit Vanille nach einem Rezept der Familie Schuppisser

1 Kilogramm Rhabarber schälen und in 1 cm dicke Scheiben schneiden. 
Der siedend heisse Sirup wird in die Glasflaschen abgefüllt. Damit die Flaschen nicht zerbersten, müssen sie vorgewärmt werden.
Der Holunderblütensirup konnte zwei Tage lang ziehen, um den gesamten Geschmack der Blüten in sich aufzunehmen. Nun können Nico und Corina Schuppisser die Flüssigkeit abfüllen.



Rhabarberkonfi mit Vanille «vom Puurelädeli»

1 kg Rhabarber schälen, fein würfeln und unter Rühren aufkochen. Wenn der Rhabarber weich ist, Vanillestängel längs aufschneiden, Mark auskratzen und zusammen mit einem Päckli Vanillezucker und 350 g Gelierzucker zugeben. Unter ständigem Rühren rund 5 Minuten sprudelnd kochen. Restliche 300 g Gelierzucker zugeben, unter Rühren 3 Minuten weiterkochen. Vanillestängel entfernen und Masse pürieren. Konfi siedend heiss bis knapp unter den Rand in saubere Gläser füllen, sofort verschliessen.

«Manch einer holt sich wohl nach dem
Ausgang oder der Nachtschicht ein paar frische Eier oder eine Konfi fürs Zmorge aus dem Automaten – selbst mitten in der Nacht.»

Albert Schuppisser

Minze, Zitrone und Lindenblüten geben dem Sirup einen frischen Geschmack.

Minze, Zitrone und Lindenblüten geben dem Sirup einen frischen Geschmack.

Der Holunderblütensirup konnte zwei Tage lang ziehen, um den gesamten Geschmack der Blüten in sich aufzunehmen. Nun können Nico und Corina Schuppisser die Flüssigkeit abfüllen.

Der Holunderblütensirup konnte zwei Tage lang ziehen, um den gesamten Geschmack der Blüten in sich aufzunehmen. Nun können Nico und Corina Schuppisser die Flüssigkeit abfüllen.

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