Dank 40-minütiger Operation zum schmerzfreien Ellbogen

Der Arzt Patrick Vavken (links) erklärt Urs Ogg aus Watt an einem Modell, wie der Eingriff am Ellbogen vor sich gehen wird.

Der Arzt Patrick Vavken (links) erklärt Urs Ogg aus Watt an einem Modell, wie der Eingriff am Ellbogen vor sich gehen wird.

Alles bereit für die Operation: Mit diesem «Werkzeug» soll Urs Ogg von seinen Schmerzen im Ellbogen befreit werden.

Alles bereit für die Operation: Mit diesem «Werkzeug» soll Urs Ogg von seinen Schmerzen im Ellbogen befreit werden.

Urs Ogg aus Watt will das Leben geniessen und sich nicht mit Gelenkschmerzen abfinden. Deshalb hat er sich in die Obhut von Patrick Vavken in der Adus-Klinik begeben. Der orthopädische Chirurg hat in einer 40 Minuten dauernden Gelenkspiegelung die arthritischen Veränderungen aus dem Ellbogen des Patienten entfernt.

Kurz bevor der 67-jährige Urs Ogg eine Narkose bekommt, verkündet er aus dem Spitalbett der Adus-Klinik in Dielsdorf: «Ich fühle mich gut und habe volles Vertrauen, dass die OP gelingt.» Es ist nicht der erste Eingriff, den er an einem Gelenk machen lässt. «Es verlief immer alles erfolgreich, nachher waren die Schmerzen weg», sagt er. Deshalb sei er zuversichtlich, dass auch diesmal alles positiv herauskomme. Das war am Morgen des 12. Februar.

Heute bewegt sich Ogg fast schon wieder so, wie es möglich war, bevor die Schmerzen immer stärker wurden. Er arbeitet wieder wie vor den Schmerzattacken. Den linken Arm kann er zwar noch nicht wieder ganz strecken, aber er ist zuversichtlich, dass es nicht mehr lange dauert, bis er wieder ganz ohne Einschränkung einsatzfähig ist. 

Die Schulter war vor einem Jahr dran

«Wieso soll ich mich mit Schmerzen abfinden, wenn es eine Möglichkeit gibt, dass sie verschwinden?» Für Ogg ist das eine rhetorische Frage. Vor einem Jahr hatte Patrick Vavken, Facharzt für Orthopädie mit Schwerpunkt Schulter und Ellbogen an der Adus-Klinik in Dielsdorf, bereits einmal operiert – damals an der Schulter. Er hat sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet, überlässt aber die Entscheidung für den Eingriff den Patienten selber. «Ich zeige auf, was möglich ist», sagt er. Manchmal seien die Betroffenen sofort bereit für eine Operation, andere brauchten Bedenkzeit. «Manche kommen wieder, wenn die Schmerzen immer stärker werden und die Einschränkungen zunehmen.»

Für den Arzt ist das Wiedererlangen von Lebensqualität das wichtigste Kriterium, eine OP an Gelenken durchzuführen. Zum Beispiel, wenn diese durch Arthrose immer mehr an Beweglichkeit einbüssen. Die positiven Auswirkungen auf sein Leben nach der Schulter-OP haben Ogg darin bestärkt, auch etwas gegen die Schmerzen im Ellbogen machen zu lassen.

«Ich bin Landwirt und muss mich bewegen können», erklärt der Watter. Schmerzen würden ihn bei seiner Arbeit behindern. Als er im Dezember des vergangenes Jahres, mitten in den Vorbereitungen für Weihnachten – Ogg verkauft auf seinem Hof Christbäume –, stechende Schmerzen im linken Arm verspürte, gab ihm das zu denken. «Ich hatte keine Kraft mehr, konnte kaum mehr etwas auf den Anhänger laden.» Zuerst versuchte der Landwirt es mit Kortisonspritzen. Damit war er zwar sofort wieder einsatzfähig, doch die Schmerzen kehrten zurück.

Noch ein paar Jahre gut leben

Urs Ogg sagt, er sei körperlich noch fit, deshalb wolle er sich nicht einschränken lassen, weil ihm etwas wehtut. «Ich will noch ein paar Jahre gut leben.» Vavken bestätigt, dass sich sehr oft noch etwas machen lasse. Er freut sich für jede Person, der es nach einer OP wieder besser geht. «Viele weichen jahrzehntelang aus. Manchmal ergeben sich daraus Folgeschäden, weil jene Gelenke, die bis anhin problemlos funktionierten, falsch belastet werden.»

Der Arzt hat langjährige Erfahrung in der Gelenkchirurgie, vor allem auch in der Arthroskopie, der sogenannten Schlüssellochchirurgie. Diese wandte er auch im Fall von Ogg an. «Trotz Erfahrung muss man immer aufmerksam sein und auf Kleinigkeiten achten», sagt er. Jede OP sei Teamwork, und er vertraue seinen Leuten in der Adus-Klinik vollumfänglich.




Mit verschiedenen Geräten entfernt Patrick Vavken alles, was zu den Schmerzen bei Urs Ogg geführt hat. Dabei arbeitet er mit beiden Händen gleichzeitig. Die kleinen Öffnungen verheilen rasch und sind später kaum mehr sichtbar.

Während der Operation: Die Handgriffe sitzen und es läuft Musik (nichts für empfindliche Gemüter).

Nach einem genau vorgegebenen Sicherheitscheck geht es los. Noch einmal ist zuvor geprüft worden, ob der Patient, der im Operationssaal liegt, auch wirklich die Person ist, für die der Termin reserviert wurde.

Es ist bereits der zweite Eingriff, den Patrick Vavken am 12. Februar um 9 Uhr vornimmt. Unter der Leitung von Simone Bysäth, zuständig für den OP-Saal, ist alles vorbereitet worden. «In einem kleinen Spital funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut», sagt sie. Vorher trifft man sich im Pausenraum, trinkt zusammen Kaffee. Unter den Mitarbeitenden herrscht ein freundschaftlicher Umgangston.

Im OP-Saal vergewissert sie sich, dass alles am richtigen Platz ist und die Flächen, wo nötig, mit den grünen, sterilen Tüchern abgedeckt sind. Das gilt auch für den Patienten Urs Ogg, von dem nur noch der linke Arm zu sehen ist, der nun grosszügig desinfiziert wird. Sieben Mitarbeitende in unterschiedlichen Funktionen erledigen ruhig ihre Arbeit. Sie bringen die Maschinen in die richtige Position, kontrollieren Schläuche und Kabel, der Monitor wird mit der Kamera verbunden. Diese gibt den Blick frei auf das Innere des Ellbogens. Im Hintergrund läuft dezente Musik, daneben ist ein Piepsen zu hören, das den Herzschlag des Patienten anzeigt. Patrick Vavken macht sich ans Werk.

Nach kurzer Zeit ist alles vorbei

Als Erstes spritzt der Arzt Wasser in den Ellbogen, damit sich das Gewebe dehnt. Mit dem sogenannten Shaver, einer Art gezackten Schere, dringt Vavken durch einen kleinen Schnitt am Ellbogen zum Knochen vor. Dabei ist sein Blick stets auf den Monitor gerichtet, auf dem er den Fortschritt seiner Arbeit verfolgt. Trotzdem kann er immer noch kommentieren, was er macht: «Das überflüssige Gewebe muss weggeschnitten werden, ohne dabei den Muskel zu beschädigen, damit das Gelenk sauber ist.» Als der Chirurg mit einem anderen Instrument überflüssigen Knochen abfräst, ist das gut zu hören. Die Kunst bei einer solchen OP besteht darin, den abgebrochenen Knorpel zu entfernen, ohne das Gelenk zu verletzen. Mit einer spitzen Zange holt Vavken kleine Stücke heraus, die Schmerzen in Urs Oggs Ellbogen verursacht haben. Zudem war auch die Schleimhaut entzündet.

Nach dem Eingriff näht der Arzt den Schnitt wieder zu. Hat er bei der OP noch beidhändig gearbeitet, führt er Nadel und Faden jetzt mit der rechten Hand. Danach kommen andere Leute des Teams zum Einsatz und bereiten den Patienten für das Aufwachzimmer vor. Noch im OP-Saal stupst ihn die Verantwortliche an und holt ihn aus dem Kurzschlaf zurück. Für Patrick Vavken bleibt nur noch, den Verlauf der OP auf Band zu sprechen. Nach 40 Minuten ist die zweite OP des Tages ausgeführt, fünf weitere folgen noch. Die gut eingespielten Prozesse an der Adus-Klinik ermöglichen eine solche vergleichsweise hohe Fallzahl.

Zwei Tage nach der OP kann Urs Ogg schon wieder nach Hause. «Um den Arm zu stabilisieren, musste ich eine Schiene tragen», erklärt er. Als er am nächsten Tag sein Jackett anziehen wollte, war sie ihm im Weg. Seither verzichtet er darauf, genauso wie auf die Physiotherapie. «Die hatten grad keinen Platz. Aber das macht nichts, ich kann die Übungen auch für mich selber machen.»

Bemerkenswert rasche Heilung

Selbst der Arzt Patrick Vavken staunt über diesen raschen Fortschritt: «Der minimalinvasive Eingriff hat in der Regel eine rasche Heilung zur Folge. Allerdings ist es schon bemerkenswert, wie schnell der Genesungsprozess bei diesem Patienten fortschreitet.» Der Arzt führt das unter anderem auch auf den Willen zurück, möglichst rasch wieder einsatzfähig zu sein.

Innerhalb der vergangenen sechs Jahre hat der 67-Jährige die rechte Hüfte, beide Knie, die linke Schulter und jetzt den linken Ellbogen operieren lassen, alle vom orthopädischen Team der Adus-Klinik. Ogg betont, wie praktisch es sei, in nächster Nähe ein solches Spital zu haben. Er ist sich bewusst, dass er sich Sorge tragen muss. «Ich stehe zu meinem Alter, kenne meine Grenzen und bin vorsichtig bei dem, was ich tue.» Weil er sich aber ohne Arbeit langweilen würde, ist er bereits wieder mit der Akkuheckenschere bei den Weihnachtsbäumen im Einsatz – und zwar ganz ohne Beschwerden.




Jeder Schritt der Operation ist genau geplant. Die Arbeit wird ruhig und ohne Hektik ausgeführt und mit dem Shaver über den Monitor beobachtet

Gut eineinhalb Zentimeter gross ist eines der Knochenstücke, das die Schmerzen mitverursacht hat und während der OP aus dem Ellbogen entfernt wurde.

Gut eineinhalb Zentimeter gross ist eines der Knochenstücke, das die Schmerzen mitverursacht hat und während der OP aus dem Ellbogen entfernt wurde.

Wenige Tage nach dem Eingriff ist Urs Ogg bereits wieder an der Arbeit in der Christbaumkultur und kann problemlos mit der Akkuheckenschere hantieren.
Text: Barbara Gasser, Bilder/Video: Sibylle Meier, Paco Carrascosa, Digitale Umsetzung: Martin Steinegger / Michael Caplazi

Wenige Tage nach dem Eingriff ist Urs Ogg bereits wieder an der Arbeit in der Christbaumkultur und kann problemlos mit der Akkuheckenschere hantieren.
Text: Barbara Gasser, Bilder/Video: Sibylle Meier, Paco Carrascosa, Digitale Umsetzung: Martin Steinegger / Michael Caplazi

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